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Zur vorösterlichen Märchenlesung in den Klassen des 5. Jahrgangs

Katharina Diez, eine Dichterin aus dem 19. Jahrhundert, erzählt in ihrem Frühlingsmärchen „Wie‘s Schneeglöckchen entstanden ist“ von dem Leben, dem Tod und der Auferstehung der Schneeflocke: Die Engel im Himmel schenken dem Winter die zarte Schneeflocke als Ausgleich seiner Härte und schicken sie zur Erde. Dort berichtet sie dem Grashalm von ihrer himmlischen Herkunft, bis die Schneeflocke schließlich in der Frühlingssonne vergeht. Im Anhauch eines Blumenengels aber, der die Klage des Grashalms um seine Freundin vernimmt, wird sie zur Blume. So kündet seitdem das Schneeglöckchen von der Ankunft des Frühlings. 

 

Eingebettet in die vorösterliche Zeit haben Frau Brockers und Frau Khouloki das Märchen vom Schneeglöckchen in der Woche vor den Ferien in den Klassen des 5. Jahrgangs, jeweils von den Klassenlehrern unterstützt, vorgetragen. Im Gespräch mit den Kindern wurden die schwerverständlichen Wörter und Textpassagen erläutert; das Blumenensemble, der „Lesesessel“ und die herumgereichten Schneeglöckchen taten das ihre, um die Aufmerksamkeit der jungen Zuhörer zu unterstützen.

Die von der künstlerisch-religiösen Dichtung angeregte Intuition der Kinder kann den Zusammenhang zwischen dem inneren, seelischen Leben und dem äußeren Jahreskreislauf, wie ihn das Märchen artikuliert, unmittelbar verstehen. Denn anders als die „wissenschaftliche“ Vernunft fasst das Märchen in den Bildern der Phantasie die ursprüngliche Wahrheit der Auferstehung auf und macht die Überwindung des Todes in den Verwandlungen des Naturlebens gerade für das kindliche Gemüt anschaulich.

 

Wie schon z. B. die Adventslesung, die verstärkte Berücksichtigung des Gedichtvortrags im Deutschunterricht und die Einrichtung eines Bücherregals im Forum ist auch die vorösterliche Märchenlesung Teil des Projekts „Leseschule“. Die Fachkonferenz Deutsch versucht damit, einen eigenen künstlerisch-pädagogischen Schwerpunkt im Schulleben zu setzen, aber auch auf den Verlust von Fähigkeiten der Lektüre und ihrer vertieften Auffassung, wie wir ihn im Zusammenhang der Digitalisierung erleben, ausgleichend zu reagieren.